Eine Leseprobe aus: Schatten
Während
der Container quietschend den Flur entlang geschoben wurde, hatte Arnold das
Gefühl zu ersticken. Er hielt die Augen geschlossen, der Abfall stank
erbärmlich nach vergammelten Essensresten, aber er wagte nicht, sich zu
bewegen. „Du musst durchhalten“, sagte er sich.
Der
Container stoppte. Das Geklimper schwerer Schlüssel war zu hören, und
quietschend öffnete sich eine Tür. Wieder ging die Fahrt weiter, die Rampe
herunter in den Hof.
„Na
Roland, wie geht’s?“ Die Stimme des Müllfahrers drang bis zu Arnold.
„Ach,
wie soll’s einem schon gehen bei dieser Hitze. Würde jetzt lieber im See
schwimmen oder ein schönes kaltes Bier trinken.“
„Ich
auch“, lachte der Müllfahrer und übernahm den Container, um ihn mit einem
Schwung auf eine Hebevorrichtung zu schieben. Er betätigte einen langen
schwarzen Griff und Baumann spürte, wie es in die Höhe ging. Ein Ruck, ein
Stoß, und der Container hatte das Wageninnere erreicht.
„Ich
hab’s geschafft! Ich hab’s wirklich
geschafft!“ Baumann triumphierte. Jetzt war alles nur noch ein Kinderspiel.
Der
Müllwagen fuhr an, stoppte kurz vor dem Tor, hupte, und Arnolds Fahrt in die
Freiheit begann. Langsam wühlte er sich aus dem Abfall nach oben. Spannte seine
Muskeln an und schob vorsichtig, Stück für Stück, den Deckel des Containers
zurück. Es war dunkel im Wageninneren, aber seine Augen gewöhnten sich schnell
daran. Mit der einen Hand den Deckel festhaltend, hob er erst das eine Bein,
ertastete festen Boden und zog das andere nach.
Baumann
befreite sich von den Resten des Abfalls, die überall an seiner Kleidung
festsaßen. Oh Mann, er würde fürchterlich stinken.
Aber
das war im Augenblick nicht das Wichtigste. Schritt für Schritt näherte er sich
dem hinteren Teil des Wagens. Eine Klappe am unteren Teil und eine Plane mit
Lederschlaufen am oberen Teil waren jetzt noch die einzigen Hindernisse, die es
zu überwinden galt. Aber im richtigen Augenblick. Vorsichtig löste er eine der Schlaufen und schob ein
Stück der Plane hoch. Blinzelnd sah er ins grelle Licht und versuchte, sich zu orientieren.
Der
Müllwagen musste sich kurz vor der letzten Ampelkreuzung in Oldenburg Richtung
Edewechterdamm befinden.
Er
hoffte, dass der Wagen noch einmal halten musste, denn hier war zurzeit wenig
Verkehr. Ein Sprung und er wäre draußen. Wachsam registrierte er zwei
Radfahrerinnen in zehn Metern Entfernung. Das war keine Gefahr.
Das
Müllauto verlangsamte die Fahrt und kam zum Stehen. Die Ampel musste auf Rot
geschaltet haben. Das war seine Chance. Er zwängte sich zwischen Klappe und
Plane und sprang.
Er
kam gut auf, und mit schnellen Schritten erreichte er den Bürgersteig,
sprintete zu einem Hofeingang und blieb mit keuchendem Atem stehen. Mit dem
Ärmel seines Hemdes wischte er sich den Schweiß von der Stirn.
Langsam
ging er zur Hausecke zurück und sah, dass der Müllwagen gerade wieder die Fahrt
aufnahm und auf die Bundesstraße bog.
Jetzt
hatte er es wirklich geschafft. Sein Blick fiel auf den Lebensmittelmarkt der
gegenüberliegenden Seite und streifte die Fahrräder, die in den Ständern standen.
Irgendeinen Trottel würde es bestimmt geben, der seinen Drahtesel nicht
abgeschlossen hatte. Ein Fortbewegungsmittel brauchte er jetzt unbedingt.
Arnold überquerte schnell die Straße. Einige Meter vor dem Parkplatz ging er zu
einem gemächlicheren Tempo über.
Gleich
das zweite Fahrrad war nicht angekettet und besaß nirgendwo ein Schloss. Es
passte alles. ... (Ende der Leseprobe) Das Buch ist zu kaufen bei Amazon
Liebe Brigitte, wie immer scheint auch dieses Werk sehr spannend zu sein.
AntwortenLöschenAch, ich müsste meine Bücherwand anbauen....
Ich bin gerne auf Deinem Blog mit all den schönen Leseproben und Buchvorstellungen.